Montag, 22. Juni 2009

Musica Brasileira

Ein wichtiger Teil der brasilianischen Kultur ist die Musik. Die ist genauso vielfälltig wie die Bevölkerung und die Natur Brasiliens. Samba, Pagode, Axe, Musica Popular, Bossa Nova, Sertanejo und Funk, um nur einige Stile zu nennen. Aber auch uns bekannte Richtungen wie Rock, HipHop und Rap sind in der brasilianischen Musik vertreten.

Die Brasilianer haben ein Sprichwort, das den Stellenwert der Musik sehr treffend beschreibt: "Musica e o remedio da alma" (Musik ist das Heilmittel der Seele). Das trifft auch die Bedeutung von Musik in meinem Leben sehr gut. Die brasilianische Musik eignet sich sehr gut um aus einem Stimmungstief wieder herauszufinden. Sie übermittelt sehr eindrucksvoll die Lebensfreude und -einstellung der Brasilianer. Ich verbinde schon sehr viele emotionale und schöne Momenten mit dem einen oder anderen Lied. Im folgenden werde ich euch ein paar Beispiele dafür geben.

Auch in der Musik kann man die Einflüsse der verschiedenen Kulturursprünge, die die brasilianische Kultur prägen, spüren.
Ich will euch nur einige wenige Artists vorstellen, die mir besonders am Herzen liegen. Es gibt eine immens große Bandbreite an heimischer Musik, die auch in Clubs, Discos und Bars gespielt wird. Aber auch die internationale, uns bekannte, Musik fehlt in Brasilien nicht.


Zunächste möchte ich euch die Königin des brasilianischen Axe vorstellen und nebenbei eine der schönsten Frauen der Welt. (Die ich schon live bei einem Konzert aus aller nächster Nähe gesehen habe ;) Ihr Name Ivete Sangalo. Hier findet ihr eine kleine Kostprobe - Ivete Sangalo mit "Festa" . Festa bedeutet Fest und da muss ich wohl nicht mehr viel dazu erklären, dass Brasilianer gerne Feste feiern wisst ihr ja.




Einer meiner Favoriten ist die Band O Rappa, die eine Mischung aus Reggae, HipHop und Rock produzieren und die Themen Armut, Kriminalität und Favela in ihren Liedern besingen.
Die Band besteht aus Xandao Meneses (Guitarist), Marcelo Falcao (Sänger), Lauro Farias (Bassist) und Marcelo Lobato (Drumer)
Das Lied heisst "Montro Invisivel" (Unsichtbares Monster) und ist aus dem gleichnamigen neuen Album von O Rappa.



Ein weiterer Vertreter des HipHop und meiner Meinung einer der Besten, den es in Brasilien gibt, ist Marcelo D2. Er ist Carioca (so werden die Einwohner von Rio de Janeiro genannt) und war früher Rapper bei der brasilianischen Band Planet Hemp, die übringes auch noch immer existiert und ich allen HipHop/Rap Fans wärmstens empfehlen kann. Danach hat er eine sehr erfolgreiche Solokarriere gestartet und mit seinen letzten Alben "Meu samba e assim" und "Arte do barulho" tolle Musik produziert, wobei er unter anderem mit William (Black Eyed Peas), Jurassic 5, dem Producer der Beastie Boys und Luca (seinem Sohn - zB im Lied "Loadeando") zusammengewirkt hat. Das wird die Kathi besonders freuen, dann muss sie nach dem Link von folgendem Lied nicht immer so lange suchen ;)





Eine ganz besondere Stilrichtung ist Funk Brasileiro, der aus Rio kommt und teilweise sehr obszöne Texte hat und oft für uns sehr ungewöhnliche Melodie Mixes beinhaltet. Hier ein harmloses aber sehr gutes Beispiel aus dem Film Tropa de Elite (den ich übrigens auch nur empfehlen kann - er zeigt wie die brasilianische Elite Polizeieinheit BOPE in Rio in den Favelas arbeitet) Wer mal in Rio ist und starke Nerven hat aber eine ganz besondere Party erleben will, dem empfehle ich einen Baile de Funk in einer Favela zu besuchen (allerdings braucht man da Einheimische an seiner Seite) Aber glaubt mir ihr werdet es nicht bereuen ;)

Die Kostprobe stammt von MC Cidinho & Doca und heisst "Rap da Felicidade" (Rap der Fröhlichkeit)>





Als nächstes noch einen ganz besonderen Interpreten, nämlich Jorge Ben. Jorge Ben ist auch Carioca und einer der bekanntesten Vertreter der Musica Popular Brasileira. Unter folgendem Link findet ihr das Lied "Mas que nada" , das ihr bestimmt alle kennt oder zumindest die Coverversion von den Black Eyed Peas oder sonst jemanden. Es wird oft einem anderen brasilianischen Musiker zugeschrieben, nämlich Sergio Mendes. Jedoch in Wahrheit hat es Jorge Ben komponiert.


brasilianische Kulinarik

Sehr interessante Einblicke auf Land und Leute gewährt im Ausland immer ein Besuch im Supermarkt. Diese sind in Brasilien meist doppelt bis dreifach so groß wie der durchschnittliche Supermakt in Österreich. Aber auch das Angebot an Lebensmitteln übersteigt unsere Vorstellungen. Als ich das erste mal in einem brasilianischen Supermarkt war, habe ich meinen Augen nicht getraut wie viele verschiedene Früchte es dort gibt und vor allem wie wenige ich davon gekannt habe. Maracuja, die ich zwar vom Latella gekannt habe aber nicht gewusst aheb wie die Frucht wirlich aussieht, Acerola, Acai und Goiaba (s. Foto unten von links nach rechts) waren nur einige der köstlichen Früchte, die ich kennengelernt habe.




Das brasilianische Nationalgericht ist Feijoada, ein Eintopf mit schwarzen Bohnen, Trockenfleisch, Räucherwürsten und beim feijoada completa (der original Version) kommen auch noch so leckere Sachen wie Zunge, Schweineohren und -füße dazu. Da rinnt einem gleich das Wasser im Mund zusammen oder?!! ;) Das kommt übrigens daher, dass das früher das Essen der Sklaven war und diese das aus den Überresten des Essens ihrer Herren zubereitet haben, was nun mal Schweineohren, -füsse und billige Wurstüberreste neben den für sie leistbaren schwarzen Bohnen waren. Also wenn man nicht daran denkt was wirklich drinnen ist, ist es wirklich ein ausgezeichnetes gutes Essen. Dazu isst man Reis und sowie Farofa (gemahlenes Maniokmehl - Maniok ist eine gegenüber Hitze und Trockenheit sehr widerstandsfähige Wurzel) sowie Orangenscheiben und als Würze molho de pimenta (eine pikante Pfeffersauce).


Die Grundnahrungsmittel sind arroz e feijao (Reis und Bohnen) die eigentlich so ziemlich zu jeder Mahlzeit mit Fisch, Fleisch oder sonstigem eingenommen werden. Bei der armen Bevölkerung ist oft Reis und Bohnen das einzige was sie sich leisten können.
Jede Gegend in Brasilian hat natürlich durch die verschiedenen kulturellen Einflüsse aus der Koloniezeit seine eigenen Spezialitäten herausgebracht. So dominiert im Raum Sao Paulo die italienische Küche. Pizza, massa (Nudeln) in allen Variationen, picata milanese etc sind hier keine Seltenheit. Eine Besonderheit die ich bis jetzt nur in Brasilien gesehen habe ist das Rodizio de Pizza. Hier entscheidet man sich nicht für eine bestimmte Pizza wie bei uns sondern zahlt einen Pauschalbeitrag und bekommt von einem Kellner Stücke von vielen verschiedenen Pizzen serviert. Das Angebot reicht von uns bekannten Sorten bis zu süßen (mit Banane und Zimt oder Schokolade) oder Pizzen mit Fleisch oder Fischbelag.
Alle verschiedenen Spezialitäten der Regionen aufzuzählen würde wahrscheinlich den Umfang dieses Blogs sprengen. Geschweige denn dass ich sicher nicht alle Spezialitäten kenne.
Ich möchte mich noch auf ein paar Speisen beschränken, die man überall in Brasilien antreffen kann und mir besonders geschmeckt haben.
Auf keinen Fall außer Acht lassen darf man das traditionelle Churrasco, was einem Barbecue auf brasilianischer Art und Weise entspricht. Hier wird das Fleisch nicht wie bei uns in Stücken sondern als Ganzes auf den Grill gelegt und immer wieder gedreht (vergleichbar mit einem Dönerspies) Es wird speziell gewürzt und dann direkt vom Spies heruntergeschnitten und mit pao (Brot) oder mit arroz und feijao (welch Überraschung!;) und Salaten gegessen. Ich kann nur sagen, Ich liebe Churrasco und habe schon echt saudades (Sehnsucht) danach! Dazu trinkt man Unmengen von Bier (was nicht so schwer ist, da das brasilianische Bier recht leicht ist) und später dann natürlich Caipirinha. (der übrigens in Brasilien ganz anders und viel besser als bei uns in irgendeiner Bar schmeckt) Ein Churrasco wird oft privat mit Familie und Freunden zu Hause durchgeführt aber es gibt auch Churrascarias (Restaurants) wo es angeboten wird. Dort gibt es ein Beilagenbuffet und der Kellner bringt das Fleisch am Spies zum Tisch wo es vor deinen Augen heruntergeschnitten wird.
Das Essen für zwischen durch oder perfekt nach einer Durchzechten Nacht ist Pastel! Das ist eine Teighülle mit verschiedenen Füllungen zB queijo (Käse) presunto (Schinken) camarao (Schrimps) carne (Fleisch) etc , die dann fritiert wird. Nach einem Rausch das beste Essen (besser als Kebab, Dürrum und Konsorten ;)
Weiters beliebte Snacks sind coxinha, kibi (hat nichts mit der Frucht, die wir kennen zu tun) und esfirra (kommt aus dem arabischen Raum). Auch lanches (Burger - siehe Foto unten) und cachorro quente (hot dog) werden an vielen Ecken zu einem Spotpreis angeboten. Eine marmita (ein Alubehälter in dem man sich einfüllen kann was man will) wie unten abgebildet mit dem man zu mittag mehr als genug hat kostet umgerechnet zwischen 2 und 4 Euro.







Dazu trinkt man gerne sucos (Fruchtsäfte - die besten der Welt, von denen könnte ich mich ausschließlich ernähren) oder Coca Cola und Guarana (ist überigens auch gut mit Wodka oder Whiskey ;)
Wichtig zu erwähnen sind auch die brasilianischen Süßspeisen, die wirklich sehr süß und kalorienreich sind aber auch sehr sehr gut schmecken. Hier besonders zu beachten sind die Geburtstagstorten (Ich habe damals selbst 2 bekommen und freu mich schon auf meine heurige ;) sowie brigadeiros (sind kleine Schokoladekugeln - siehe Foto), bolachas (Kekse), goiabada com queijo (Goiabamark mit viel Zucker und Käse), Churros, doce de leite (Caramel) etc etc mich wunderts nur immer warum die brasilianischen Frauen nicht korpolenter sind...



Das war ein kurzer kulinarischer Ausflug nach Brasilien. Ich hoffe ich euch rinnt jetzt so richtig das Wasser im Mund zusammen. Ich kann euch nur sagen allein wegen dem Essen zahlt es sich aus nach Brasilien zu fliegen.

2006 ein kurzer Rückblick...

Praktikum in einer anderen Welt, die zu meiner paixao (Leidenschaft) wurde. So könnte man meinen Aufenthalt 2006 in Brasilien kurz und treffen beschreiben.

Da ich 2006 noch nicht den Trend der Zeit des Blogens erkannt habe und anscheinend auch zu faul war, werde ich das nun von meinem ersten Aufenthalt in Brasilien 2006 in Kurzfassung nachholen.
Durch meine Tante Ana Claudia (für alle bei denen ich noch nicht mit ihr angegeben habe - sie ist die Frau meines Onkels und Brasilianerin) habe ich die Gelegenheit bekommen ein Praktikum im hospital municipal (Bezirkskrankenhaus) und der secretaria de saude (Gesundheitssekretariat) der Stadt Itapira zu absolvieren.



Itapira ist eine für brasilianische Verhältnisse sehr kleine Stadt (ca. 90.000 Einwohner) im interior (Inland) des Bundesstaats Sao Paulo in der Nähe von Campinas.
Auch meine erste Reise nach Brasilien gestaltete sich mit einigen Anfangsschwierigkeiten da ich mir kurz vor Weihnachten beim Basketball spielen das Kreuzband, den Meniskus und das Seitenband gerissen habe. Auf Grund dieser Verletzung musste mein Praktikumsbeginn von Mitte Februar auf März verlegt werden, da ich halbwegs fit und vor allem ohne Krücken nach den erforderlichen 2 Operationen anreisen wollte. Das hinderte mich unter anderem daran den brasilianischen Carnaval Ende Februar kennenzulernen, was ich aber nächstes Jahr nachholen werde. Aber nach einigem hin und her hat die Planänderung auch geklappt und ich verliess Wien anfang März bei Schneetreiben um in Sao Paulo bei 32°C im Schatten anzukommen.
Dr. Vladen Viera, ein Freund von meiner Tante und Zahnarzt in Itapira, war mein Koordinator und mein Ansprechpartner während meines Praktikums. Von Anfang an hat er und seine Familie sich um mich gekümmert als wäre ich sein eigener Sohn, was mir die Umstellungsphase leichter als erwartet gemacht hat. Am Anfang gab es noch eine kleine sprachliche Barriere, da ich noch nicht so sattelfest in Portugiesisch war. (Ich habe erst ca. 8 Monate davor angefangen Portugiesisch zu lernen und schnelles umgangssprachliches brasilianisches Portugiesisch war anfangs sehr schwierig für mich zu verstehen) Das hat die Familie Viera jedoch nicht gehindert mir in den ersten Tagen Sao Paulo und Campinas zu zeigen und eine Einführung in die brasilianische Kultur und Gastfreundschaft zu geben. Sehr angenehm war auch, dass Guilherme, der Sohn von Vladen (im Bild unten Gui, Vladen und ich), ungefähr gleich alt mit mir ist und ich so gleich einen Freund gewonnen habe. (Wir sind bis heute jede Woche in Kontakt und werden uns auch bald wieder treffen - Gui hat sogar wegen mir angefangen Deutsch zu lernen und will mich unbedingt so bald wie möglich in Österreich besuchen) Dank den Vieras war die Eingewöhnungsphase in Brasilien alles andere als unangenehm und ich wusste immer an wen ich mich wenden kann wenn ich etwas brauche. Durch die Gastfreundschaft habe ich in den ersten Wochen so gut wie nichts ausgegeben, da ich von ihnen versorgt wurde und auch bei ihnen wohnen durfte.




Danach bin ich in ein kleines Apartment im Hotel Sao Paulo in Itapira gezogen, weil ich die die Gastfreundschaft der Vieras nicht die ganzen 6 Monate ausnutzen konnte und wollte. (wer mich kennt weiß ja dass ich doch recht viel esse und ich wollte meinen ersten brasilianischen Freunden nicht gleich damit in den finanziellen Ruin stürtzen;) Der Besitzer des Hotels, auch ein Bekannter von meiner Tante (mir kam es schon vor als würde hier jeder jeden kennen), ist bald zu einem sehr guten Freund von mir geworden, mit dem ich auf churrascos und zu Fussball Matches ging.
Mein Zimmer würde man bei uns leicht mit einem "Abstellkämmerchen" verwechseln. Es umfasste gerade einmal ein Bett, ein Brett das einen Tisch darstellen sollte, einen Kasten bei dem eine Türe leicht seitlich weg hing und ein Waschbecken mit einem kleinen verfliesten Plätzchen am Boden wo ein Duschkopf darüber hing und eine Klomuschel, die so knapp angebracht war, dass man sich während des Geschäfts auch duschen konnte. (auch sehr ungewöhnlich zu Beginn war die Duschbrause aus der ein Elektrokabel frei herauskommt um das Wasser so mittels Strom zu wärmen - Wasser und Strom so nahe beieinander verträgt sich ja bekanntlich nicht - aber wie man sieht habe ich das Duschen mit dieser gefährlichen Konstruktion überlebt)




Jedenfalls kann man sich vorstellen, dass ich nicht sehr luxuriös gelebt habe aber ich habe ohnehin nicht sehr viel Zeit in meinem Zimmer mit meinen Haustieren (Eidechsen, baratas = Kakerlaken, Spinnen und Ameisen) verbracht.
Denn bald fand ich auch im nahe gelegenen original brasilianischen Fitness Center (unter einem Strohdach mit ur alten Fitness Geräten, rostigen Hantelscheiben und nur mit 2 Ventilatoren ausgestattet) einige Freunde. Und schon bald wusste ich vor lauter Angeboten am Wochende nicht was ich zuerst in meiner Freizeit tun sollte und auf welche Party ich zuerst gehen sollte.
Auch die Arbeit war sehr interessant und ich hatte sehr viele nette Arbeitskollegen, die mich auch ständig zum essen einluden oder mich mit einer Tochter oder anderen Verwandten verkuppeln wollten. Bald wusste als die ganze Stadt dass es hier einen Gringo (Ausländer) gibt und sogar die Polizei grüsste mich auf der Straße, indem sie mir "eai Gringo tudo bem?" (Hallo Gringo wie gehts?) zuriefen. Mein Bekanntheitsgrad und Freundeskreis stieg als von Woche zu Woche und bald fühlte ich mich wie zu Hause.
Stehts machte ich Ausflüge am Wochende oder an Feiertagen (von denen gibt es in Brasilien reichlich) in den nahegelegenen Bundesstaat Minas Gerais, an die Küste von Sao Paulo oder zB nach Rio. Motorrad Touren, Surfen, Fussball Matches anschauen, churrascos und baladas (Barbecue mit anschließender Party) waren Fixpunkte in meinem Freizeitprogramm. (so lässt es sich leben oder ;)
Auch mein Arbeitsalltag gestaltete sich sehr gemütlich. Arbeitsbeginn war zwischen 8 Uhr und 9 Uhr (mit sehr flexibler Interprätation der Uhrzeit;) übrigens ist der Brasilianer sowieso nie pünktlich und eine Verspätung von einer halben Stunde bis Stunde ist ganz normal. Dann hielt man um 12 einenhalb Stunden Mittagspause und spätestens um 16uhr durfte ich wieder nach Hause gehen. Also überanstreng habe ich mich nicht aber das gehört zur brasilianischen Arbeitsmoral ;) Ich durchlief so ziemlich alle Abteilungen des Krankenhauses, wobei ich sehr viel lernte. Es war unglaublich für mich wie man aus so wenigen Ressourcen, die einem zur Verfügung stehen, so viel erreichen kann und eine kostenlose Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung gewährleisten kann. (im Bild unten ein brasilianischer "Krankenwagen" und ein Zimmer im Krankenhaus) Natürlich auf Grund der hohen Bevölkerungszahl und der knappen materiellen, finanziellen sowie persönlichen Ressourcen herrschen limitierter Zugang und relativ hohe Wartezeiten. Dadurch dass ich in einem öffentlichen Krankenhaus gearbeitet habe habe ich sehr viele Leute, damit meine ich auch Patienten, aus den unteren Schichten kennengelernt, was sehr interessant und Augen öffnend war.






Somit habe ich die Realität von Brasilien kennengelernt und die ist leider auch von Armut, Kriminalität und dadurch bedingte Krankheiten und Verletzungen beprägt. Messerstiche, Schusswunden und Verkehrsunfälle stehen an der Tagesordnung... Was ich da mit meinen eigenen Augen gesehen habe hat mich oft sehr schockiert und nachdenklich gestimmt. Ich war aber dann immer wieder verwundert wenn ich mit den Leuten gesprochen habe und sie mir gesagt haben, dass sie trotzdem glücklich sind. Auch der meist tief verankerte religiöse Glaube der Leute hilft ihnen anscheinend über gewisse Schwierigkeiten im Leben hinwegzusehen und damit zu leben. Seitdem ist es für mich oft einfach nur lächerlich wenn ich in Österreich Leute höre, die sich über die kleinsten Kleinigkeiten aufregen und jammern. (auch ich erwische mich manchmal dabei wie ich mich über Sachen beschwere, die im Vergleich zu den wirklichen Problemen einiger Leute auf der Welt, einfach keine Bedeutung haben) Ich habe mir damals vorgenommen ein bisschen Brasilien in Form von Lebensfreude, Offenheit und Hilfsbereitschaft in mir mitzutragen und nach Österreich zu importieren. Ich weiß nicht ob ich es geschafft habe aber auf jeden Fall hat die Zeit für mich sehr viel gebracht und ich habe mich persönlich weiterentwickeln können. Auf jeden Fall habe ich Freunde fürs Leben gewonnen und gelernt mich an kleinen Dingen zu erfreuen und diese zu schätzen.

Sao Paulo - eine kurze Einführung



Jetzt noch kurz zu Sao Paulo, wo ich den Großteil der nächsten 7 Monate verbringen und arbeiten werde.

Sao Paulo ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates und umfasst als Großraum ca. 20 Mio Einwohner. Sao Paulo ist die Wirtschaftsmetroplo und wird von den Brasilianern als die Lokomotive des Landes bezeichnet, die das Land wirtschaftlich vorantreibt. Es gab sogar schon Pläne den Staat Sao Paulo von dem restlichen Brasilien anzugrenzen und einen eigenen Staat zu bilden. Was aber Gott sei dank nie umgesetzt wurde.

Ich habe ja schon ein paar Wochenenden mit Freunden in Sao Paulo verbracht und so meine ersten Eindrücke gewonnen. Man kann sich wirklich nicht vorstellen wie verrückt es zugeht wenn so viel Menschen auf einem Fleck wohnen. Ein Verkehrschaos wie ich es noch nie in meinem Leben gesehen hab, Warteschlangen und Menschenmassen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln, eine hohe Kriminalität und riesige Favelas (Armenviertel) sind nur einige Resultate von dieser loucura (Verrücktheit).

Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich, warum ist man dann so verrückt und will genau dorthin um sein Praktikum zu machen?! Ein paar der Gründe könnt ihr in meinem vorigen Post lesen und haben sehr viel mit der Mentalität der Leute zu tun. Ich habe noch nie Leute gesehen, die eigentlich nichts haben und zu 8 auf 10m2 leben (die Normale brasilianische Familie der Mittel- und Unterschicht hat mindestens 4 Kinder und mehr) und trotzdem glücklich sind, mit einem Lächeln durchs leben gehen und dich obwohl sie Schwierigkeiten haben sich selbst zu versorgen zum Essen einladen und dir ihre Gastfreundschaft anbieten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch einen anderen Platz auf dieser Welt gibt, wo man so schnell Leute kennenlernt und Freundschaften schließt wie hier. Das beste Beispiel ist Marcelo, mein bester brasilianischer Freund. Den habe ich 2005 übers Internet (http://www.orkut.com/ - das brasilianische facebook) kennengelernt. Er hat mich zu sich nach Caraguatatuba (eine Stadt an der Küste Sao Paulos) einfach eingeladen und mich in seinem bescheidenen Heim, wo er mit 2 Geschwistern und seinen Eltern lebt empfangen. (Foto unten Marcelo, Tamires und ich) Schon am ersten Tag habe ich mich wie ein Familienmitlgied gefühlt und war auch letztes Weihnachten wieder bei ihm um zusammen mit meiner "neuen brasilianischen Familie" natal (Weihnachten) und reveillon (Silvester) zu feiern. Das war ein einzigartiges Erlebnis für mich. Weihnachten bei über 30°C ohne Kälte und Schnee am Strand zu verbringen war einfach unglaublich und ich freue mich schon auf das nächste Mal heuer im Dezember in Brasilien. (Fotos unten Silvester Party auf der Ilha Bela und ja auch in Brasilien gibts Weihnachtsbeleuchtung und Weihnachtsbäume ;)










Aber zurück zu Sao Paulo...Viel von der Stadt habe ich damals nicht kennengelernt, da ich die meiste Zeit auf irgendwelchen Parties und in Discos verbracht habe;) Das paulistanische Nachtleben zählt sicher zu dem abwechslungsreichsten und verrücktesten das es gibt. Die berühmte Avenida Paulista mit dem Bankenviertel Sao Paulos (siehe Fotos unten) ist mir aber in Erinnerung geblieben.




Was ich in meinem ganzen Leben jedoch nie wieder vergessen werde ist die Rua 25 de Marco. Eine Einkaufstrasse der anderen Art. Dort sind in eher verfallenen Gebäuden Läden eingerichtet bei denen man wirlich alles kaufen kann. Von gefälschtem bis gestohlenem Gewand, über Raubkopien von Spielen, Dvds und Filmen bis zu Schmuck, Autos und ich bin mir sicher auch Drogen und Waffen kann man erstehen wenn man den Richtigen fragt. Auf dieser Straße tummeln sich am Wochende tausende von Menschen, man kann nicht einmal die Richtung wechseln, sondern muss sich im Massenstrom mittragen lassen. (siehe Foto unten - die qualität des foto lässt zu wünschen übrig aber da mir meine Freunde lauter Schauergeschichten von Taschendieben erzählt haben, habe ich mich nicht getraut die Kamera länger als 5 Sekunden herausen zu behalten) Aber wenn der "o rappa" (Slangausdruck für Polizist der dort Razzia macht) kommt packen alle zusammen (so schnell kann man gar nicht schauen) und finden ihren Weg laufend durch die Massen. Ich habe dort übrigens einen nagelneuen Ipod um weniger als die Hälfte des Preises in Österreich gekauft. (Leider ist er mit noch in Brasilien wieder gestohlen worden) tja das ist der Lauf der Dinge...




Natürlich gibt es in Sao Paulo auch Fussball, der in Brasilien nie fehlen darf und einen immens hohen Stellenwert hat. In Sao Paulo gibt es im Großen und Ganzen 3 wichtige Teams: den FC Sao Paulo, Corinthians Sao Paulo und Palmeiras. Der FC Sao Paulo ist der Club der wohlhabenden und gleichzeitig auch der erfolgreichste in Brasilien. Der Sao Paulo Futebol Clube SPFC, wie er auch genannt wird, hat 3 mal den Weltpokal und 3 mal die Copa Libertadores gewonnen und war in den letzten 3 Jahren hintereinander brasilianischer Meister. Von den Gegnern wird er liebevoll "Bambis" genannt, was auf Portugiesisch eine Bedeutung wie "Schwuchteln" hat. Die Fans heissen Sao Paulinos. Ich selbst war schon auf einigen Matches des SPFC in dessen Heimstadion dem Morumbi, das bei wenn auch nicht europäischen Sicherheitsstandards an die 100.000 Leute fasst. (siehe Foto unten - Freunde und ich im Morumbi) Das Highlight war das Finale der Copa Libertadores Sao Paulo gegen Internacional (eine andere brasilianische Mannschaft aus Porto Alegre) Ich habe noch nie so viele Menschen und so eine Stimmung in einem Stadion gesehen.





Corinthians ist der Arbeiterverein aus Sao Paulo. Viele meiner Freunde sind Fans von diesem Club, die "Corinthianos" oder von den Gegner "Bandidos" (Banditen) gennant werden. Dies spielt auf die Herrkunft der Fans an, die meistens aus einer eher niedrigen Gesellschaftsschicht kommen. Bei einem Spiel gegen eine argentinische Manschaft habe ich auch die schlimmsten Ausschreitungen bei einem Fussballspiel erlebt, die es angeblich seit langem gegeben hat. Dies bestätigt ein bisschen das angedeutete Niveau der Fans der Corinthians. Seit dieser Saison spielt übrigens Ronaldo "Fenomeno" bei den Corinthians Sao Paulo, was sie endlich wieder auf Erfolge hoffen lässt. Palmeiras ist der dritte erwähnenswerte Verein in Sao Paulo, der in den letzten Jahren aber nicht gerade von Erfolgen begleitet wird und auch eher nicht so populär ist. Ich kenne kaum jemanden der sich als Fan, so genannter "Palemeirense" bekennt.

Das war ein kurzer Ausflug in die Gefielde des Fussballs in Sao Paulo. Man könnte noch stundenlang darüber schreiben, genauso wie man stundenlang mit einem Brasilianer und sogar mit Brasilianerinnen bei einem eiskalten cerveja (Bier) über Fussball philosophieren kann. Ich habe die Diskussionen aber oft vermieden weil irgendwann der Punkt kam an dem man mich über den österreichischen Fussball gefragt hat, was mir dann oft sehr peinlich war und mir oft blöde Kommentare von den Brasilianern eingebracht hat. Ein anderer Tip den ich all jenen die einmal vorhaben nach Brasilien zu reisen geben kann ist wenn man nicht gern belächelt wird nie mit einem Brasilianer Fussball zu spielen. Denn sogar die 7-jährigen Kinder auf der Strasse dort spielen besser als wir Österreicher.


Weitere detailiertere Eindrücke von Sao Paulo folgen in Kürze spätestens in einem Monat oder wenn ich das nächste Mal die Sehnsucht nach Brasilien nicht mehr ertrage...

Brasilien - ein kurzer Einblick...

Ihr seht ich kann es wirklich nicht erwarten und vertreibe mir die Zeit des wartens damit meinen Blog über Brasilien zu schreiben obwohl ich noch nicht einmal dort bin.
Gestern habe ich das ConFed Cup Spiel Brasilien gegen Italien im Fernsehen gesehen, das Brasilien überragend mit 3:0 gewonnen hat. Vamos Selecao!! Nur zu gerne hätte ich das Match in Brasilien verfolgt, wo wenn die Selecao spielt Ausnahmezustand herrscht. Das habe ich 2006 während der WM live miterlebt und ich glaube da war in Brasilien teilweise bessere Stimmung als in Deutschland in den Stadien. An Spieltagen der Selecao lässt in Brasilien jeder alles stehen und liegen. Die Geschäfte sperren zu, ja sogar OPs in den Krankenhäusern werden sofern möglich auf später verlegt und jeder sucht den nächsten Fernseher um das Match zu verfolgen. Fussball ist in Brasilien Religion und der bevorzugte Club bzw die Selecao wird verehrt wie ein Gott und wie ein Familienmitglied geliebt. Das war ein kurzer Ausflug auf Grund des aktuellen Anlasses jetzt will ich euch kurz allgemein über Brasilien informieren...

Brasilien ist mit einer Fläche von ca. 8,5 Mio km2 der 5. größte Staat der Welt und mit ca. 195 Mio Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Südamerikas. Die Landessprache ist übrigens Portugiesisch und nicht wie von vielen vermutet Spanisch. Aber weiter will ich euch nicht mit Formalitäten langweilen. Die können auch auf Wikipedia nachgelesen werden.
Brasilien ist aus meiner Erfahrung eines der Länder mit den größten Unterschieden zwischen Arm und Reich aber auch die Natur bietet die unterschiedlichsten Eigenschaften und Spektakel. Von Urwald über Wüste, Berge, Wasserfälle, die schönsten Strände und von 40°C im Schatten bis knappe Plusgrade im Winter im Süden des Landes kann man in Brasilien alles antreffen.
Auf Grund der vielen geschichtlich bedingten kulturellen Einflüsse gibt es auch eine Rassenvielfalt, die einzigartig und beeindruckend ist. Eine braungebrannte japanisch stämmige Brasilianerin oder eine blassweisse blonde Brasilianerin mit deutschen Wurzeln sind keine Seltenheit. Auf Grund dieser Mischungen falle ich auch nicht besonders auf in Brasilien, zumindest bis ich den Mund aufmache und nach ein paar Sätzen mein "sotaque de gringo" (ausländischer Akzent) auffällt.
Sehr beeindruckt hat mich von Anfang an die Gastfreundschaft und Toleranz der Brasilianer. Ich war immer willkommen, wurde spätestens nach dem 2.Treffen bereits mit Abracos (Umarmungen) und von den Mädels mit beijos (Bussis) begrüßt. Sofort wurde ich zu churrascos (brasilianisches Barbecue) und passeios (Ausflüge) oder baladas (Partys) eingeladen. Nie wurde ich schlecht behandelt weil ich Ausländer bin. Auch wenn ich oft erklären musste, dass Austria nicht gleich Australia ist und wir nicht Portugiesisch oder Spanisch in Österreich sprechen. Leider ist die Bildung in Brasilien in vielen Schichten sehr schlecht. In vielen Gegenden zB im Inland wo ich mein erstes Praktikum absolviert habe, haben viele Leute noch nie einen richtigen Ausländer zu Gesicht bekommen. Um so mehr hat es mich beeindruckt mit welcher Freude und Wärme ich empfangen und behandelt worden bin. Immer hilfsbereit, fröhlich, in Feierlaune und mit einem Lächeln im Gesicht so kenne und liebe ich die Brasilianer.
Vielleicht könnt ihr euch nach den paar Zeilen vorstellen warum ich so begeister von dem Land und den Leuten bin. Spätestens nachdem ich euch die Fotos von den Ständen, der Natur und den Frauen ;) dann zeige werdet ihr mich beneiden...

Das nächste Abenteuer kann beginnen...


Weil ich es nicht mehr erwarten kann bis es endlich losgeht und ich eine Form brauche um meine Sehnsucht nach Brasilien schon jetzt zu stillen habe ich schon einmal begonnen diesen Blog zu erstellen. Er soll euch dienen ein Update über mein Leben in Brasilien zu haben und auch eine Lebenszeichen von mir zu bekommen (Falls wieder einmal ein Österreich in Brasilien erschossen wird - wie letztes Jahr zu Silvester) Außerdem will ich euch mit meinen Erzählungen und Fotos ein bisschen neidisch machen. Aber für all jene, die einmal vorhaben nach Brasilien zu reisen soll er auch als Informationsquelle über Land, Leute, Sitten und Bräuche und die Sprache dienen.
Übrigens wer mich auch anders erreichen will während meiner Zeit in Brasilien bitte über facebook, msn (p.widermann@imc-krems.ac.at) oder skype (drbasket85). Auch über jedes email aus good old Austria an die obirge Adresse freue ich mich. Aber bitte nicht ärgern wenn ich euch zurück schreibe dass ich bei Sonnenschein mit einem Caiprinha und ein paar Mädls am Strand liege ;)
So aber jetzt zu meinem Praktikum (weil ich bin ja nicht nur zum Vergnügen in Brasilien;) ...
Ihr wisst ja alle, dass ich sehr verrückt nach Brasilien und alles was mit dem Land zu tun hat bin. Deshalb wollte ich auch unbedingt mein letztes Praktikum für das Studium wieder in Brasilien machen. Nach langem Suchen habe ich eine sehr interessante Möglichkeit dafür bei der deutsch-brasilianischen Außenhandelskammer (Camara de industria e comercio Brasil-Alemanha) in Sao Paulo gefunden. Schon im November 2008 hab ich mich auf den Weg nach Frankfurt zu einem Vorstellungsgespräch gemacht. Dieses war offensichtlich sehr erfolgreich und noch vor Weihnachten habe ich die Zusage bekommen. Überglücklich und top-motiviert habe ich mich bereits zu Weihnachten zu einem 3-wöchigen Brasilientrip aufgemacht, um endlich wieder meine Freunde zu treffen und meine Sehnsüchte nach meinem Traumland zu stillen.
Das war natürlich wunderbar und voller Begeisterung habe ich all meinen Freunden in Brasilien erzählt, dass ich schon im Juli wieder zurückkommen würde, um diesmal 7 Monate zu bleiben.
Um so größer war dann die Enttäuschung als ich auf einmal im April (ca 3 Monate vor Abflug, Ticket hatte ich schon gekauft und eine Wohnung reserviert) ein email erhalten habe, das mich darüber ganz trocken informierte, dass meine Praktikumsstelle auf Grund der Finanzkrise gestrichen wurde. Ihr könnt euch vorstellen (und einige von euch haben das auch lautstark von mir geschildert bekommen) wie enttäuscht und wütend ich war. Nach einigen telefonischen und elektronischen Beschwerden meiner Seits und langem hin und her konnte ich dann die AHK Sao Paulo doch überzeugen meine Praktikumsstelle zu reden und mir meinen Traum wieder für länger nach Brasilien zurückzukehren zu erfüllen.
Um so glücklicher bin ich jetzt wo alles fix ist und ich nur mehr mit Flugticket und fertigem Visum in der Hand auf den Abflug warte. Heute sind es noch genau 35 Tage bis zum Abflug...
Die Anspannung und die saudades (Sehnsucht) werden immer größer...